Charaktere erstellen

Charaktere erstellen – Die wichtigste Zutat für deinen Roman

Gibt es ein Erfolgsrezept, um faszinierende Charaktere zu erstellen? Ja!

Du hast dich also entschieden, das Projekt „Roman schreiben“ in Angriff zu nehmen. Die Idee steht, die Motivation könnte größer nicht sein – und die leere Seite auf dem Computer blickt dir erwartungsvoll entgegen. Aber jetzt bist du doch unsicher, wie du dieses Buch schreiben sollst – also konkret? Womit anfangen? Drauf los schreiben, plotten oder Charaktere erstellen?

Keine Sorge, es ist völlig normal, am Anfang etwas hilflos zu sein. Schreiben will gelernt sein. Zumindest macht es das Autoren-Leben entschieden einfacher, wenn man weiß, wie man die Idee im Kopf zur fertigen Geschichte auf dem Papier (bzw. dem Computer) bekommt.

So wie man entweder aus dem Bauch heraus oder nach Rezept kochen kann, gibt es auch für das Schreiben eine Zutatenliste und eine Anleitung, an der man sich orientieren kann, um sicher zu gehen, dass das Ergebnis am Ende auch jeden begeistert, dem man es vorsetzt.

Hier kannst du meinen absoluten Tipp Nummer 1 lesen, um Charaktere zu erstellen, die lesenswert sind!

Backe deine Traum-Romanfigur

und deine Leser werden deinen Roman verschlingen (na, guten Appetit :-) )

Die erste und wichtigste „Zutat“ deines Romans sind die Figuren, denn Sie sind der Schlüssel zu deinen Lesern.

Der Leser erlebt die Geschichte durch die Figur, wenn er sich mit der Hauptfigur identifiziert.

Wählst du eine andere Hauptfigur für deinen Roman, so hast du auch eine andere Geschichte!

Die Figuren sind also die Basis für deinen Roman. Daher widme ihnen besonders viel Aufmerksamkeit! Spannende Charaktere zu erstellen, ist nicht immer leicht, aber es macht Spaß, wenn man weiß, worauf es ankommt.

Idee Charaktere erstellen

Gute Figuren entwickeln ist so wichtig! Denn deine Figur ist die Geschichte!

WARUM will deine Figur WAS?

Die Basis für das Charaktere erstellen

Folgende Dinge musst du über deine Hauptcharaktere im Detail wissen:

Hauptcharakter
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Die Vergangenheit!​

Figuren sind in Romanen nie perfekt, sonst wäre die Geschichte zu langweilig. Ihnen fehlt etwas, um ein glückliches Leben zu führen. Dabei handelt es sich nicht um materielle Dinge, sondern um etwas wie Liebe, Anerkennung, Wahrheit oder Heimat. Dieses fehlende Puzzleteil, dieses innere Bedürfnis (wie ich es nenne), hat seinen Ursprung oft in der Kindheit oder Jugend und ist der Figur meist nicht bewusst. Klischee? Vielleicht. Aber so ist das Leben nun einmal. Suche also nach der Motivation deiner Figur in der Vergangenheit!

Beantworte die Frage ganz klar: Warum will deine Figur was in der Geschichte? Das ist der Motor der Geschichte!

  • Die Charakterstärken und -schwächen. Gib deinen Figuren unbedingt auch Schwächen, so hat es der Leser viel einfacher, sich mit ihnen zu identifizieren. Er darf sie gern für ihre Stärken bewundern, aber menschliche Schwächen machen sie sympathisch!
  • ​​Deine Figur muss sich entwickeln – zerstöre dafür das Selbstbild der Figur​. Jeder  Mensch hat ein Bild über sich selbst im Kopf – auch deine Figur. Aber  was geschieht, wenn man feststellt, dass dieses Selbstbild gar nicht  stimmt? Ein Drama! Das ist für jeden schlimm, denn das zwingt einen,  sich neu zu orientieren, sich neu zu finden und zu definieren. Das kann  verstörend sein und Zeit und Energie benötigen. Benutze diesen Effekt  für deine Figur und stürze sie in die Katastrophe: Zerstöre ihr  Selbstbild! Schone deine Hauptfigur nicht, auch wenn es für dich als Autor manchmal hart ist! Denn deine Figur braucht ihre Katastrophen, um sich entwickeln zu können und ihr fehlendes Puzzleteil zu finden.

​Erstelle deine Charaktere so, dass sie sich wirklich entwickeln können!

  • Du musst NICHT unbedingt das Aussehen deiner Figur bestimmen​​. Klar, es hilft dir vermutlich, deine Figur vorm geistigen Auge zu sehen. Aber für den Leser ist es nicht zwingend nötig, das Äußerliche deiner Figur zu kennen. Er macht sich selbst ein Bild von der Figur. Begehe nur nicht den Fehler, dann doch auf Seite 300 deine Figur zu beschreiben. Das würde ganz sicher deine Leser aufregen, weil es nicht mehr zu dem Bild in seinem Kopf passt. Natürlich darfst du aber gern auch das Äußere deiner Figur beschreiben, am besten zu Beginn des Buches. Du musst es sogar dann tun, wenn das Äußere die Geschichte bestimmt. Deine Figur hat rote Haare und wird deshalb immer gehänselt? Sie hat leuchtend grüne Augen und alle Menschen fühlen sich von ihr durchschaut? Solche Auffälligkeiten sollten natürlich beschrieben werden.
Roman Figuren entwickeln

Romanfiguren Tiefe geben

​Warum es so wichtig ist, tiefgehende Charaktere zu erstellen

Wenn die Figuren die Handlung vorantreiben, nennt man das Characterdriven“. Steht die Handlung im Vordergrund, wird die Geschichte als „Plotdriven bezeichnet. Darunter fallen zum Beispiel die meisten Actionfilme und viele Komödien. Man könnte sich vorstellen, was passieren würde, wenn man hier die Figuren mal austauscht. Wie würde zum Beispiel Crocodile Dundee die Welt in einem Indiana Jones Film retten? Vermutlich ändert sich die Geschichte dadurch nur ein wenig. Ein paar andere Sprüche, ein paar andere Werkzeuge, aber die Welt wäre am Ende dennoch ähnlich gerettet.

Aber heutzutage sind fast alle Geschichten „Characterdriven“ und haben Figuren mit Tiefgang.

Hierzu mein Lieblingsbeispiel.

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Du kennst ihn sicher: James Bond. Aber ich meine nicht einen der alten, sondern den neuen. 

Der Neue ist nicht mehr der smarte, schicke Typ mit den lustigen Sprüchen, der keine Vergangenheit hat und keine Zukunft, der ein paar Frauen vernascht und nebenbei die Welt rettet. Das hier ist der James Bond aus Skyfall!

Zu Beginn des Films sehen wir ihn desillusioniert, trinkend, sich dem Risiko eines Skorpionbisses aussetzend – völlig sinnlos! James Bond mit Burn-out, das gab es noch nie!

Im weiteren Verlauf sieht man, wo er mal gewohnt hat. In einem Anwesen, nämlich das Anwesen Skyfall. Er hatte Eltern, die früh gestorben sind und kam ins Waisenhaus. Ist ja ein Ding!

Im Waisenhaus hat ihn M gefunden und wurde eine Art Mutterersatz. In einer Szene stirbt sie und James Bond weint!

Die Art des Geschichtenerzählens verändert sich. Immer wieder. Ist auch irgendwie klar, wer will heute schon ein Buch wie „Krieg und Frieden“ lesen (außer natürlich unter der Betrachtung, dass dieses Buch vor sehr langer Zeit geschrieben wurde). Das ist auch der Grund, warum jedes Jahr neue Bücher auf den Markt kommen, obwohl es schon mehr als genug gibt, um ein ganzes Leben lang nur zu lesen.

Bereits in den letzten 20 Jahren hat sich das Erzählen verändert, beeinflusst vom Fernsehen und anderen Dingen. Die Figuren sind fast alle psychologischer geworden! Sie haben eine Vergangenheit, ein Ziel, eine Motivation, eine Zukunft.

Das ist der Grund, warum du dich ebenfalls so sehr um die Psychologie deiner Figur kümmern solltest. Wobei kein Studium dafür nötig ist, sondern nur das Wissen um „Warum will deine Figur was?“.

Die Tiefe ergründen

Wie kommst du jetzt an die Tiefe deiner Romanfigur heran? 

Wie oben schon erwähnt, erfinde ihr eine Vergangenheit. Wo kommt sie her, was hat sie Gutes, was Schlechtes erlebt, was hat sie geprägt? Die Vergangenheit deines Charakters ist der Grund, warum deine Figur so tickt, wie sie tickt. Das sollte dann auch im Roman eine Rolle spielen, also deine Geschichte beeinflussen. Dabei berichte nicht, das deine Figur Dies und Das erlebt hat, sondern zeige, wie sie in sie handelt und reagiert. Mehr dazu findest du im Artikel Show don’t tell.

Die 3 wichtigsten Zutaten

Figuren entwickeln, die den Leser nicht mehr loslassen!

Kenne deine Figuren verdammt gut!

  • ​Figuren brauchen (heute) eine Vergangenheit und psychologische Tiefe
  • Gib deiner Hauptfigur ein wichtiges Ziel
  • ​Mache sie stark UND schwach
Tipps Roman Figuren gestalten
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Je besser du den Motor von jedem Charakter in deinem Roman kennst, umso leichter fällt es dir und dem Leser, sich von ihm in die Geschichte ziehen zu lassen.

Charaktere erstellen macht Spaß! Du wirst sehen, auf diese Art komplette Menschen mit all ihren Stärken und Schwächen zu erfinden, wird dich und deine Leser begeistern.

Und wie backst du dir deine Romanfiguren?

​Was sind deine Zutaten, verrätst du es uns?! Schreib uns eine eMail an mail@romanschule.de Das würde mich sehr freuen!

​Herzlich,

Jurenka

​P.S.: Wenn du erfahren möchtest, worauf es ankommt, wenn du als nächstes deine Figuren sprechen lässt, dann schau doch hier vorbei und erfahre 10 Tipps, wie man richtig gute Dialoge schreibt.

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8 Kommentare

  1. Krieg und Frieden ist ein wunderbares Buch und auch meine 22-jährige Tochter hat es gern gelesen.
    Auch heute kann es noch fesseln. Das liegt wohl daran, dass Tolstoi ein Genie war. Was ich zugebe: So ein langatmiger Anfang fällt uns heutigen Lesern schwer. Aber es lohnt sich.
    Sonst ein guter Artikel.
    1. Ja, man kann Krieg und Frieden vom Aufbau her schlecht mit heutigen Romanen vergleichen. Dennoch bleibt es ein fantastisches Buch!
  2. …ich lese nie Bücher…
    Aber die Zeilen motivieren mich selbst ein Buch zu schreiben – und das völlig ahnungslos wie ich das zu Papier bringe…
    Mein Motor ist die Geschichte der Handlung welche ich selbst erlebt habe…
    Anfangs dachte ich – ich wäre die Hauptfigur…
    1. Schön, dass du den Mut gefasst hast, deine Geschichte zu erzählen! Auf unserem Blog findest du noch mehr Artikel mit Schreibtipps, die dir dabei helfen, deine Geschichte zu gestalten.

      Liebe Grüße
      Kristin vom Romanschule-Team

  3. Ich habe ein paar Probleme damit meine Love interrest in meiner Geschichte Attraktiv zu gestalten (Er hat schwächen, Ziel und alles drum und dran). Er ist der Bodyguard der Hauptfigur, und ich will das er möglichst Professionell wirkt (bis der eigentliche Plot beginnt) aber er soll trotzdem attraktiv auf die Leser wirken (dabei meine ich nicht, dass er ein klasse aussehen habe soll, ich meine eher, dass seine Ausdrucksweise Sympathisch sein soll)
    1. Liebe Helena,

      hast du schon einmal für dich notiert, welche Ausdrucksweise du sympathisch finden würdest? Notiere dir auch gerne direkt Sprechweisen, Redewendungen oder Wörter, die dir einfallen, und die zur regionalen und sozialen Herkunft des Charakters passen. So kannst du für die Figur eine eigene Figurensprache erstellen.

      Liebe Grüße
      Kristin vom Team Romanschule

  4. Danke für die aufschlussreichen Tipps. Nach dreißig geschriebenen Seiten fiel mir auf, dass meine Hauptfigur noch viel zu blass ist, während ich Nebenfiguren viel interessanter beschreibe. Jetzt bremse ich meinen Schreibfluss und mache mich nochmal an die Charakterentwicklung. Dein Artikel ist mir dabei eine große Hilfe.
    Übrigens: er heißt Indiana Jones und ist kein Indianer ;-)
    1. Liebe Kathrin,

      vielen Dank für deinen Hinweis, das habe ich gleich angepasst.
      Ja, es ist super wichtig, sich mit der Charakterisierung seiner Figuren zu beschäftigen. Natürlich kannst du das auch alles beim Schreiben selbst tun, dann dauert erfahrungsgemäß aber die Überarbeitung länger. Es ist also ein bisschen die Frage, wie du lieber arbeitest.

      Herzlich
      Kristin vom Romanschule-Team

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